Lebkuchenformen
Lebkuchenform, 19. Jh.. Niederschlesien
Die in den Museumssammlungen erhaltenen geschnitz-
ten Lebkuchenformen bestätigen die Bedeutung Nieder-
schlesiens als einer für die Entwicklung dieses Handwerks-
zweigs wichtigen Region. Die bekanntesten Zentren waren
Wroclaw (Breslau), Brzeg (Brieg), Nysa (Neisse), Swidnica
(Schweidnitz), Bardo (Wartha). Nowa Ruda (Neurode). Die
entschiedene Mehrheit der etwa 250 historische Gegen-
stände zählenden Sammlung stammt aus nieder-
schiesischen Regionalmuseen, und aus diesem Grunde
können sie als lokal bezeichnet werden. Viele von
ihnen zeugen vom hohen Niveau der hiesigen Schnitze-
rei und lassen konstatieren, dass die ganze Kollektion
mindestens genauso wertvoll ist wie die aus Tor im
(Thorn) und dass die auf einigen Objekten erscheinen-
den Darstellungen als historischer Beweis für Beziehun-
gen zwischen den beiden Zentren gelten. In Toruń
kamen die niederschiesischen Gesellen in großer Zahl
an, um ihr Können zu perfektionieren. Einige von ihnen
gründeten in dieser Stadt ihre Werkstätten, und dadurch
trugen sie zum Ruhm der dortigen Bäckerkunst bei.
Lebküchenform, 19. Jh., Niederschlesien, in der Nahe von Koźle (Cosel), Oppelnland
Die Sammlungsobjekte unterscheiden sich vonein-
ander durch ihre Größe (von 10 cm bis l m) und
Ausführungstechnik, die strikt von der endgültigen
Bestimmung des Gebackenen abhängt.
Man findet hier ein- und beidseitige Formen wie
auch die zweiteiligen für vollplastische Gebäcke. Die
älteste datierte Form stammt von 1677, die jüngste
von 1875 (insgesamt ist ungefähr ein Sechstel der
historischen Gegenstände datiert). Einige von ihnen,
die sich durch große Ausmaße und außergewöhn-
lich präzise geschnitzte Reliefs auszeichnen wie
auch mit Initialen ihrer Eigentümer oder Erzeuger
und mit Sentenzen versehen sind, wurden wahr-
scheinlich als Meisterstücke angefertigt.
Lebkücheform, 19. Jh., Niederschlesien
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die
Formen aus Bytom Odrzański (Beuthen an der
Oder) - mit Zunft- und Stadtwappen und eingefüg-
ten Namen der Bäckermeister.
Die sakralen Darstellungen sind relativ selten, es
überwiegen die für solche Erzeugnisse typischen
Bilder von Damen und Herren in geschmücktem
Gewand, von Husaren, Säuglingen in Windeln,
Vertretern verschiedener Berufe, Tieren, Alphabet-
tafeln, drehenden Kreisen und Herzen. Die meisten
von ihnen haben einen symbolischen Sinn, weil die
Lebkuchen u.a. als Geschenke hätten verwendet
werden können, die den Beschenkten eine be-
stimmte Botschaft übermitteln sollten.